Ein
Interview mit Mario Neideck und Jens
Bitterlich über Essen, Moral und ganz
viel Leidenschaft
Kommt man in das
Restaurant „Neideck“, findet man einen edlen Speisesaal mit weißen Tischdecken
und Hussen an den Stühlen vor. Geht man
rechts um die Ecke, fällt einem direkt die offene Küche ins Auge- dahinter: ein
groß gewachsener Brillenträger mit Schürze und ein dunkelhaariger Mann, der an
der Theke lehnt.
Wir haben mit den Geschäftsleuten und Inhabern des Restaurants
über die schönste Nebensache der Welt gesprochen- gutes Essen und alles, was
dazu gehört.
Sieht ja alles sehr
edel aus. Wahrscheinlich eher etwas für
Geschäftsleute, die sich mal etwas gönnen wollen?
Das kann man so nicht sagen. Eine bestimmte Zielgruppe haben
wir nicht. Hier kommen auch mal junge Kerle hin, die ihrer Freundin etwas Gutes
tun wollen.
Was erwarten die
Gäste denn, wenn sie hierher zu Euch kommen?
Bei uns geht es vor allem um die Aspekte Qualität und
Frische- dadurch wollen wir uns abheben von der Masse. Wir sagen immer: Wir geben dem Gast, was wir
selber gern hätten- also nur das Beste. (lacht)
Es geht um gute Produkte und die kleinen Raffinessen bei jedem Menu. Es soll
wie ein Erlebnis sein.
Wie seid Ihr auf die
Idee zu diesem Restaurant gekommen? Gibt es einen persönlichen Anreiz ?
Oft ist es erst mal die einzige Möglichkeit, um sich neben
der Konkurrenz zu behaupten: sich durch Qualität abzuheben. Außerdem haben wir eigentlich schon immer privat auf eine
qualitative nachhaltige Ernährung geachtet- das wollen wir hiermit weitergeben.
Und mit welchem
Konzept verwirklicht Ihr diese
Zielsetzung?
Wir kooperieren vorwiegend mit Händlern aus der Region, bei
denen wir wissen, was wir bekommen. Dort können wir uns auf ein hohes Maß an
Qualität verlassen. Ansonsten machen wir
auch alles andere auf unserer Karte selbst – von den Nudeln über das Brot, bis
hin zum Sorbet. Außer dem Vanilleeis, da machen wir eine kleine Ausnahme. (zwinkert)
Worauf achtet ihr
genau bei Euren Händlern?
Der regionale Faktor ist eine der wichtigsten. Ansonsten
sind wir wirklich sehr penibel mit unserer Ware- da kann es auch mal passieren,
dass sie wieder zurückgeschickt wird, auch wenn sie eigentlich noch gut ist.
Wir wollen wirklich das Beste vom Besten zubereiten und unseren Gästen
servieren.
Was macht für euch
denn genau gutes Essen aus?
Abgesehen von der
Qualität und allem, was dazu gehört – auf jeden Fall der Spaß an der Sache. Man
isst, um Spaß zu haben. Wir kochen und
essen mit einer großen Leidenschaft, das kann man wohl so sagen.
Woran erkennt man
gutes und qualitatives Essen?
Meistens kann man sich dabei auf seine ganz natürlich
vorhandenen Geschmacks- und Geruchssinne verlassen. Das Problem ist leider oft,
dass wir durch all die Fertigprodukte gar nicht mehr wissen, wie eigentlich ein
frisches Gemüse ohne all die Konservierungsstoffe etc. wirklich schmeckt und aussieht.
Ist es eurer Meinung
denn auch Studenten mit schmalem Geldbeutel möglich, sich gesund, regional und
nachhaltig zu ernähren?
Man muss auf jeden Fall sagen: Gesundes, nachhaltiges Essen
ist meist auch etwas mit Geld verbunden.
Und auch sein komplettes Menü inklusive Beilagen regional zu gestalten, ist
fast unmöglich. Allerdings kann man auch auf einige Dinge achten, zum Beispiel:
nicht so oft, aber dann ein gutes Stück Fleisch vom Metzger des Vertrauens
kaufen statt öfters in die Tiefkühlabteilung im Supermarkt zu greifen. Man vergisst oft, dass man sich auch mit
einfachen Lebensmitteln ein leckeres ausgewogenes – und recht günstiges- Essen
zubereiten kann. Mit einem Broccolikopf beispielweise und ein paar Gewürzen
kann man bereits eine gute Beilage zaubern. Und auch selbstgemachte Soßen
nehmen nicht so viel Zeit und Geld in Anspruch, wie einige vielleicht vermuten
würden.
Gibt es Eurerseits
einen „Appell“ an die Leute da draußen? Bezüglich Ernährung, Essen, Kochen?
Es muss auf jeden Fall ein Umdenken stattfinden. Wir müssen
das Bewusstsein darüber zurückgewinnen, dass billig nicht gleich gut bedeutet.
Traurig ist auch, dass viele Kinder und Jugendliche, selbst Erwachsene, oftmals
gar nicht mehr wissen, wie ein spezielles Gemüse aussieht. Erst vor kurzem – da
hatte ich einen Broccolikopf hier liegen- fragte jemand, was das sei. Er kannte
nur die kleinen Röschen, die sich in diversen Fertigprodukten befinden. Eine
traurige Entwicklung. Schaut öfters auch mal ins Kochbuch, geht auf den
Wochenmarkt bei Euch um die Ecke und lasst Euch inspirieren.